Freiburger Interventionsprogramm
zur ambulanten Therapie der Adipositas im Kindesalter (FITOC), Multiplikation |
U. Korsten-Reck, C. Rudloff,
R. Kayser*, K.-J. Eßer*, M. Grupe*, U. Emunds*, K. Kromeyer-Hauschild°,
G. Rücker, B. Wolfarth, A. Berg
* Sozialpädiatrisches
Zentrum St. Marienhospital, Düren
° - Institut für
Humangenetik und Anthropologie, Universität Jena
Dr. med. Ulrike Korsten-Reck
Med. Universitätsklinik, Abt. Rehabilitative
und Präventive Sportmedizin
Hugstetterstr. 55
79106 Freiburg
Tel. 0761-270-7477 Fax 0761-270-7470
e-mail: u.korsten-reck@msm1.ukl.uni-freiburg.de
Die Studie findet mit maßgeblicher
Unterstützung der Dr.-Karl-Wilder-Stiftung, Berlin, statt.
Einleitung
Die stetige Zunahme der Prävalenz der
Adipositas im Kindes- und Jugendalter macht eine frühzeitige Prävention
notwendig. Ein großer Teil dieser übergewichtigen Heranwachsenden
wird auch als Erwachsene übergewichtig sein (Bar – Or, 1998[1];
Maffeis et al., 1998 [14]; Whitaker
et al., 1997 [21]).
Die Auswirkungen der Adipositas auf Morbidität
und Mortalität sind vielfältig belegt (Figueroa – Colon, 1997[6];
Srinivasan et al., 1996 [19];
Freedman et al., 1985 [7]; Power
et al., 1997 [16]). Untersuchungen
zeigen,
dass die tägliche Bewegungszeit von Kindern und Jugendlichen ständig
abnimmt (Grilo et al., 1993 [8];
Guidelines for school and health programs to promote lifelong physical
activity among young people, 1997 [9];
Physical Activity and Health Report, 1996 [15])
und gleichzeitig die Aufnahme von energiereichen Lebensmitteln und von
Fast-Food-Produkten zunimmt (WHO Technical Report Series, 2000[22]).
Berechnungen für Deutschland gehen
davon aus, falls die Prävalenz der Adipositas bei Erwachsenen nicht
ansteigt, dass im Jahre 2030 die Gesamtkosten der sog. frühmanifesten
Adipositas unter Einschluss der Komorbidität um ca. 50% ansteigen
werden (Schneider R., 1996 [17]).
Beschreibung des ambulanten Therapieprogramms
FITOC
In Freiburg werden seit 1987 im Rahmen des
interdisziplinären Therapieprogramms FITOC (Freiburg Intervention
Trial for Obese Children) (akute Behandlungsphase 8 Monate, Follow-up-Phase
4 Monate und länger) übergewichtige Kinder im Alter von 8-11
Jahren, die über der 97. BMI - Perzentile liegen, therapiert. Seit
1990 wurden so die Daten von 364 Kindern aus 21 Gruppen, die zu unterschiedlichen
Zeitpunkten mit der Behandlung begonnen hatten, erfasst. Die Kinder werden
durch ein Netzwerk bestehend aus niedergelassenen Kinderärzten, Schulärztlichem
Dienst, Kinderklinik, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Beratungsstellen
der Spezialambulanz der o.g. Abteilung überwiesen.
Das Programm beinhaltet neben einer regelmäßigen
Sportstunde (3x pro Woche) eine umfangreiche Ernährungs- und Verhaltensschulung
(7 Elternschulungen und 7 Kinderschulungsnachmittage). Innerhalb der Elternschulungen
werden neben theoretischen und praktischen Informationen zur Ernährung
die vielfältigen Hintergründe der Adipositas aufgearbeitet. Bei
der Eingangsuntersuchung (EU) und den Kontrolluntersuchungen (KU) werden
anthropometrische, biochemische und leistungsmedizinische Parameter erhoben.
Weitere Informationen liefern Ernährungsprotokolle und Fragebögen.
Aufgrund der Entwicklung des Kindes wird bei jeder Kontrolluntersuchung
eine Neuorientierung für Kind und Eltern erarbeitet. Da sich die Kinder
noch im Wachstum befinden, führt eine moderate Gewichtsreduktion oder
Stabilität des Körpergewichts langfristig zum gewünschten
Erfolg. Die Kinder lernen aufgrund der intensiven Ernährungs- und
Verhaltensschulung, sich selbst zu kontrollieren (Selbstkontrolltechniken)
und entsprechend ihrer persönlichen Situation, individuell Empfehlungen
umzusetzen und diese langfristig zu etablieren. Der regelmäßige
Sport führt dabei zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins, wobei
gleichzeitig der Energieverbrauch erhöht wird.
Das Behandlungsteam besteht aus einem Arzt,
Oecotrophologen, Sportlehrer und Psychologen. 1997 wurde das Programm zunächst
an verschiedene Multiplikatorenteams im Freiburger Raum übergeben.
Hierzu absolvierten die auswärtigen Betreuerteams eine Aus- und Weiterbildung
in Form von Schulungen. Ein Manual, Formblätter und ein Foliensatz
wurden als Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt, so dass die Qualitätssicherung
über die Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin
gewährleistet ist. Mittlerweile arbeiten weitere Multiplikatorengruppen
nach dem gleichen Prinzip in verschiedenen Regionen Deutschlands. Erste
Kontrolluntersuchungen zeigen, dass das ambulante Therapieprogramm übertragbar
ist und, nach entsprechender Ausbildung, auch andere Anwender vergleichbare
Therapieerfahrungen und Ergebnisse aufweisen können Es sollen zunächst
20 Multiplikationsgruppen zentral über Freiburg evaluiert werden.
Angestrebt wird eine bundesweite Verbreitung. (Korsten-Reck et al., 1997[11];
Korsten-Reck et al., 1998[12];
Traencker, 1997 [20]).
Im folgenden werden die Kurz- und Langzeitergebnisse
des Freiburger Therapieprogramms sowie als Beispiel die Ergebnisse der
Dürener Multiplikatorengruppe vorgestellt.
Methode
Als Erfolg wird entsprechend den Vorgaben
von FITOC definiert: Gewichtsstabilität bei Längenwachstum oder
Gewichtsreduktion. Misserfolg ist demnach definiert als eine relative Gewichtszunahme
während des Programms in den untersuchten Zeiträumen.
Die Gewichtsentwicklung wird dabei anhand
des BMI-SDS zu den verschieden Untersuchungszeitpunkten beurteilt. Der
BMI-SDS wird wie folgt berechnet:
SDS = [(BMI/M(t))L(t)-1]/L(t)S(t)
wobei BMI der individuelle BMI-Wert [Gewicht(kg)/Größe2(m2)]
des Kindes ist; L(t), M(t), S(t) sind die L- (Box-Cox-Transfomation), M-
(Median) und S-Werte (Variationskoeffizient) der Referenzgruppe für
das jeweilige Alter (t) und Geschlecht. Als Referenzwerte wurden dabei,
die in den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und
Jugendalter empfohlenen BMI-Perzentile deutscher Kinder (s. auch Kromeyer-Hauschild
et al. [13] (2001); Cole[4](1990)
herangezogen.
Cholesterin wurde mit einem enzymatischen
Farbtest (Cholesterin CHOD-PAP-Methode); LDL-Cholesterin sowie HDL-Cholesterin
mit einem elektrophoretischen Verfahren (Helena REP Diagnostic, Greiner
Bio Chemica) gemessen. Unter Anwendung einer standardisierten Fahrradergometrie
(Lode, Groningen NL, drehzahlunabhängiger Fahrradergometer, EKG, Hellige
Sechsfachschreiber, 3-min.Schema) wurde die körperliche Fitness gemessen.
Statistik
Der T-Test für abhängige Stichproben
wurde verwendet, um die Differenzen bei den untersuchten Parametern zwischen
der Eingangs- und Kontrolluntersuchung nach Ende der intensiven Phase des
Programms (KU) auf Signifikanz zu testen.
Mittels Varianzanalyse für Wiederholungsuntersuchungen
und nachfolgendem Bonferroni- Test wurden die Unterschiede zwischen mehr
als zwei Untersuchungszeitpunkten auf Signifikanz getestet.
Der chi2-Test kam zur Anwendung,
um die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bezüglich der Häufigkeit
von Erfolg bzw. Misserfolg bei der Gewichtsentwicklung auf Signifikanz
zu prüfen.
Bei allen statistischen Tests wurde von
einem Signifikanzniveau von 5% ausgegangen.
Multiplikatorengruppe Düren
Das ambulante und sportorientierte Programm
wurde in Düren entsprechend den Schulungsinhalten nach FITOC durchgeführt
(3mal wöchentlich Sport, praktische und theoretische Ernährungsberatung
für Eltern und Kinder, psychologische Betreuung, individuell und in
Gruppen).
Die Dürener Gruppe besteht aus 12
Jungen und 4 Mädchen (mittleres Alter=10,67 Jahre). Bei der medizinischen
Eingangs- und Kontrolluntersuchung wurden folgende Parameter analog zu
den Gruppen in Freiburg gemessen: Größe, Gewicht, Gesamtcholesterin,
LDL- und HDL-Cholesterin, Watt/kg Körpergewicht.
Ergebnisse und Diskussion
Im folgenden werden die allgemeinen charakteristischen
Merkmale der Gruppen beschrieben.
An der FITOC Eingangsuntersuchung haben
21 Gruppen (ngesamt =364; m=176, w=188) teilgenommen. Eine Auswertung
der Veränderungen zwischen Eingangs (EU)- und Kontrolluntersuchung
(KU) nach dem intensiven Programm ist für 19 Gruppen möglich,
da bis zu diesem Zeitpunkt der Auswertung nur diese Gruppen die Intensivphase
abgeschlossen hatten (Stand Mai 2001: ngesamt=324; m=155, w=169).
In den 19 Gruppen haben insgesamt 295 Kinder
(91,0%); (männlich n=143 (92,3%), weiblich n=152 (89,9%) das Programm
regulär beendet. Das Alter bei der Eingangsuntersuchung betrug bei
den Jungen 10,8 ± 1,5 Jahre und bei den Mädchen 10,4 ±
1,6 Jahre. Der Abstand zwischen Eingangs- und Kontrolluntersuchung liegt
bei 9,0 ± 1,9 Monate. Ziel des Programms ist es nach 8 Monaten die
erste Kontrolluntersuchung durchzuführen. Logistische Anforderungen
können u.a. zu einer Verschiebung der Untersuchungstermine führen.
Tab. 1 : BMI-SDS-Veränderungen
zwischen der Eingangsuntersuchung und der Kontrolluntersuchung nach der
intensiven Phase |
|
|
Jungen
|
Mädchen
|
Gesamt
|
Abbruch |
n
|
12
|
17
|
29
|
|
%
|
7,7
|
10,1
|
9,0
|
BMI-SDSKU*>BMI-SDSEU° |
n
|
27
|
37
|
64
|
(Misserfolg) |
%
|
17,4
|
21,9
|
19,8
|
BMI-SDSKU*<=
BMI-SDSEU° |
n
|
116
|
115
|
231
|
(Erfolg) |
%
|
74,8
|
68,0
|
71,3
|
Gesamt |
n
|
155
|
169
|
324
|
|
%
|
100
|
100
|
100
|
* - BMI-SDSKU; BMI-SDS zur Kontrolluntersuchung
(9,0± 1,9 Monate)
° - BMI-SDSEU; BMI-SDS zur Eingangsuntersuchung |
Von der Gruppe haben über 70% der
Kinder einen Therapieerfolg (Tab 1). Es zeigen sich keine signifikante
Geschlechtsunterschiede (chi2 – Test; p=0,401). Es sind keine
Studien bekannt, die einen vergleichbaren Erfolg aufweisen.
In Tabelle 2 sind die Häufigkeiten
von BMI-SDS Abnahmen bzw. Zunahmen von der Eingangsuntersuchung bis zur
Kontrolluntersuchung nach 3,1 ± 0,7 Jahren (der zeitliche Abstand
zum Ende der intensiven Phase des Programms betrug durchschnittlich 2,4
± 0,7 Jahre) dargestellt.
Eine Beurteilung von Langzeitergebnissen
ist bei 14 Gruppen mit insgesamt 238 Kindern möglich, da die restlichen
Gruppen erst später etabliert wurden und noch keine Wiederholungsuntersuchungen
nach einem so langen Zeitraum aufweisen können. Für insgesamt
118 Kinder (ca. 50%) liegen Langzeitergebnisse vor. Es zeigt sich ein signifikanter
Geschlechtsunterschied hinsichtlich der Häufigkeit von BMI-SDS Zu-
bzw. Abnahmen zwischen der Follow up-Untersuchung nach 3,1 Jahren (FO)
und der Eingangsuntersuchung (EU) (chi2-Test; p=0.001). Dabei
sind die Jungen langfristig gesehen erfolgreicher als die Mädchen,
d. h. die Mehrheit der gemessenen Jungen hat noch nach ca. 3 Jahren einen
geringeren BMI-SDS als zu Programmbeginn. Diese Unterschiede zwischen Jungen
und Mädchen bei der Stabilisierung oder weiteren Verbesserung der
Programmergebnisse könnte u. a. durch geschlechtsspezifische Einstellungen
zu aktiver körperlicher Betätigung bedingt sein. Statistiken
des Deutschen Sportbundes zeigen, dass Mädchen generell weniger Sport
treiben und auch weniger in Vereine eingebunden sind (Deutscher Sportbund,
2001 [5]). Die Sozialisation von
Mädchen und Jungen (doing gender) weist frühzeitig auf eine unterschiedliche
Bedeutung des Sports hin (Horstkemper und Zimmermann, 1998[10]).
Mädchen definieren sich weniger als Jungen über körperliche
Aktivität. Es bleibt offen, ob das unzureichende Sportangebot für
Mädchen Folge oder Ursache dieser Entwicklung ist. Bei der Beurteilung
des Behandlungserfolges müssen auch endokrinologische Differenzen
zwischen den Geschlechtern, die auch Auswirkungen auf die Veränderung
der Körperfettmasse haben, diskutiert werden (Wilmore und Costill,
1994 [23])
Tab. 2 :
BMI-SDS Veränderungen zwischen der Follow up Untersuchung
nach 3,1 Jahren (FO) und der Eingangsuntersuchung
(EU) |
|
|
Jungen
|
Mädchen
|
Gesamt
|
|
|
|
|
|
keine
Messung |
n
|
51
|
69
|
120
|
|
%
|
42,1
|
59,0
|
50,4
|
|
|
|
|
|
BMI-SDSFO*>BMI-SDSEU° |
n
|
24
|
28
|
52
|
(Misserfolg) |
%
|
19,8
|
23,9
|
21,8
|
|
|
|
|
|
BMI-SDSFO*<=BMI-SDSEU° |
n
|
46
|
20
|
66
|
(Erfolg) |
%
|
38,0
|
17,1
|
27,7
|
|
|
|
|
|
Gesamt |
n
|
121
|
117
|
238
|
|
%
|
100
|
100
|
100
|
* - BMI-SDSFO; BMI-SDS zur
Follow up Untersuchung (3,1± 0,7 Jahren)
° - BMI-SDSEU; BMI-SDS zur Eingangsuntersuchung |
Zu den Zielen des Interventionsprogramms
gehören neben dem Gewichtsmanagement eine Verbesserung des kardiovaskulären
Risikoprofils, eine Verbesserung der körperlichen Fitness und damit
verbunden eine Steigerung der Lebensqualität. Tabelle 3 zeigt die
Daten von BMI-SDS, Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin, sowie Watt/kg
Körpergewicht zur Eingangs- (EU) und Kontrolluntersuchung (KU). Hochsignifikante
Veränderungen zeigen sich bei beiden Geschlechtern beim BMI-SDS und
bei der Fitness (p<0,001). Die Jungen weisen sowohl im Gesamtcholesterin
(p<0,01) als auch im LDL-Cholesterin signifikante Veränderungen
auf (p<0,001), die Mädchen zeigen beim LDL-Cholesterin eine tendenzielle
Reduktion. Das HDL ist bei Mädchen tendenziell erhöht.
Die Langzeitergebnisse (Tab. 4) zeigen
keine Verschlechterung der erreichten Resultate im Vergleich zu den Ergebnissen
nach der Intensivphase. Bei den Mädchen steigt der BMI-SDS zwar wieder
an, erreicht aber nicht den Ausgangswert vor Beginn des Programms. Damit
ist auch bei den Mädchen eine Stabilisierung des Programmerfolgs im
Sinne der Definition erreicht worden. Die ungleiche Veränderung des
HDL-Cholesterins bei den Geschlechtern ist auch bei den Langzeitergebnissen
feststellbar. Die Fitness der Kinder hat sich über den Zeitraum von
ca. 2,5 Jahren nach Ende des intensiven Programms auf dem erreichten Niveau
gehalten bzw. hat sich bei Jungen sogar noch verbessert.
Die Ziele des Therapieprogramms konnten
bei beiden Geschlechtern überzeugend erreicht werden. Die Ergebnisse
zeigen, dass durch ein kindgerechtes Sportprogramm mit den Inhalten spielerische
Ausdauer, gymnastische Elemente, Spaß an der Bewegung, die Fitness
auch bei adipösen Kindern messbar gesteigert werden kann. Auf die
zusätzlich angestrebten Ziele wie Entwicklung von Selbstbewusstsein
und von Eigeninitiative, welche in die anderen Säulen der Therapie
und in den Alltag der Kinder transferiert werden sollen, wird in der vorliegenden
Untersuchung nicht näher eingegangen. Die Ergebnisse hinsichtlich
dieser Veränderungen darzustellen wird Aufgabe weiterer Auswertungen
sein.
Die unterschiedlichen Veränderungen
der Lipoproteine sind u. a. auf Geschlechtsunterschiede, die Ernährung
(Writing Group for the DISC Collaborative Research Group, 1993[24])
und die verschiedenen Auswirkungen der körperlichen Aktivität
(Berg et al., 1995 [2]) zurückzuführen.
In wieweit diese Faktoren die physiologische Ansprechrate auf die Therapie
bei männlichen und weiblichen Geschlecht beeinflussen, ist bisher
ungeklärt. Den Östrogenen wird eine entscheidende Rolle in der
Lipoproteinkonzentration zugesprochen (Schwandt, 2001[18]).
In der vorliegenden Untersuchung wurde
nicht zwischen Kindern mit normolipidämischen und dyslipidämischen
Serumspiegeln unterschieden, so dass hier kein differenzierten Aussagen
zu Subgruppen möglich sind.. Es ist zu vermuten, dass dyslipidämische
Kinder intensiver als die inhomogene Gesamtstichprobe von der Intervention
profitieren (Berg et al., 1998 [3]).
Dies wird Gegenstand weiterer Publikationen sein
Die in der Intensivphase des Programms
aufgebaute Fitness und der Gewichtserfolg wurde über den langen Zeitraum
von ca. 2,5 Jahren gehalten. Dies zeigt, dass es durch eine regelmäßige
Betreuung der Kinder in einem interdisziplinären Programm durchaus
möglich ist, der chronischen Erkrankung Adipositas schon im Kindesalter
entgegenzuwirken.
Im folgenden werden die Ergebnisse der
Dürener Multiplikatorengruppe beschrieben.
Insgesamt ist die Therapie bei der Dürener
Gruppe erfolgreich (Tab. 5 ). Es zeigt sich eine signifikante Abnahme im
BMI-SDS (p=0,004) von der Eingangsuntersuchung (2,4) zur Kontrolluntersuchung
(2,2).
Weitere Verbesserungen sind im Bereich
Fitness (p<0,001) zu erkennen. Der Zeitraum zwischen Eingangs- und Kontrolluntersuchung
beträgt durchschnittlich 7,82 Monate.
Obwohl die Stichprobe nur eine Gruppe umfasst
und eine geschlechtsspezifische Differenzierung aus statistischen Gründen
nicht möglich ist, stimmen die Ergebnisse mit den Basisdaten der Freiburger
Gruppen überein. Dies wird erreicht durch eine intensive Schulung,
durch die Verwendung standardisierter Unterlagen und die regelmäßig
stattfindenden Qualitätsmeetings.
Tab. 5 :
Veränderungen des BMI-SDS, von LDL-Cholesterin (LDL),
HDL-Cholesterin (HDL) und Watt pro kg
Körpergewicht (Watt/kg) zwischen Eingangsuntersuchung und Ende der
Intensivphase (MW 7,82 Monate);
Gruppe Düren |
|
N |
Mittelwert
EU |
SD
EU |
Mittelwert
KU |
SD
KU |
p – Wert |
BMI-SDS |
16 |
2,4 |
0,4 |
2,2 |
0,5 |
0,004 |
LDL (mg/dl) |
16 |
117,8 |
25,4 |
110,5 |
28,0 |
0,07 |
HDL (mg/dl) |
16 |
48,0 |
16,2 |
49,9 |
15,9 |
0,5 |
Watt/ kg |
16 |
1,5 |
0,4 |
2,3 |
0,6 |
< 0,001 |
Zusammenfassung
Es soll gezeigt werden, dass es möglich
ist, Kinder mit der chronischen Erkrankung Adipositas in einem langfristig
angelegten interdisziplinären Interventionsprogramm erfolgreich zu
behandeln. Auch stellt sich die Frage nach der Übertragbarkeit von
FITOC in andere Regionen Deutschlands.
In das Programm werden Kinder im Alter
von 8-11 Jahren oberhalb der 97.BMI-Perzentile aufgenommen. Zur Überprüfung
der gesteckten Ziele mit Gewichtsmanagement, Steigerung der körperlichen
Aktivität und Verbesserung des Risikoprofils wurden Größe
und Gewicht gemessen (BMI) sowie eine Nüchternblutabnahme, eine standardisierte
Ergometrie und eine medizinische Untersuchung vor, nach Intervention und
bei allen weiteren Kontrolluntersuchungen durchgeführt.
Die gemessenen medizinischen Daten zeigen,
dass die Intervention zu einer signifikanten Verbesserung in allen überprüften
Bereichen führt. Dies bezieht sich nicht nur auf den Interventionszeitraum
von 8 Monaten, sondern kann auch noch nach ca. 2,5 Jahren als Langzeiterfolg
nachgewiesen werden. Die weiteren Bestandteile der Intervention wie Ernährung
und Psychologie werden in dieser Untersuchung nicht dargestellt. Die Ergebnisse
der psychologischen Arbeit in FITOC wird zukünftig durch standardisierte
Instrumente evaluiert.
Bei der Dürener Multiplikatorengruppe
lässt sich ebenfalls ein Therapieerfolg der Gruppe gemäß
der Definition des FITOC-Programms nachweisen. Damit zeigt sich, dass FITOC
mit einer intensiven Schulung der Teams auf alle Regionen Deutschlands
mit entsprechenden strukturellen Voraussetzungen übertragbar ist.
FITOC ist in der Lage, adipöse Kinder
langfristig erfolgreich zu behandeln. In Anbetracht der zunehmenden Prävalanz
der kindlichen Adipositas und der begrenzten finanziellen Ressourcen im
Gesundheitswesen ist das ambulante interdisziplinäre Programm eine
effektive Behandlungsmethode.
Summary
In this study first we try to answer the question,
wether it is possible to make a successful treatment for obese children
in an interdisciplinary program. Second it is asked, wether a transfer
of this program to further regions in Germany leads to comparable results.
In FITOC children from the age of 8 – 11
years and over the 97. BMI-percentile are integrated in this program. The
goals weight management, increased physical fitness and improvement of
the cardiac risk profile are checked by weight, height, fasting blood serum,
a standardised cycle ergometry and a medical measurement at the beginning,
after treatment and at all check-ups. The recorded medical datas show clearly
that the intervention leads to a significant improvement in almost all
checked parts. The successful treatment can be recorded after 8 months,
likewise after 2.5 years as a longterm result. The further cornerstones
of FITOC nutrition and psychology are not subject in this publication.
In future the psychological part in FITOC will be evaluated by standardised
inventories.
The group from Düren has a success
in therapy according to the definition of the program. Thereby it is shown
that FITOC is extendible, if teams are trained intensively and the conditions
are comparable.
FITOC is able to treat obese children successfully
over a long period of time. In consideration of the rising prevalence of
obesity in childhood and the limited financial resources in health care
this outpatient interdisciplinary program is an effective choice of treatment.
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Tab. 3:
Untersuchungsparameter zur Eingangsuntersuchung (EU) und nach der intensiven
Phase (9 ±1,9 Monate) |
|
Jungen |
|
Mädchen |
|
|
EU |
|
KU1
** |
|
EU |
|
KU1
** |
|
|
|
|
N |
MW
|
SD
|
|
MW
|
SD
|
|
p-Wert*
|
|
N |
MW
|
SD
|
|
MW
|
SD
|
|
p-Wert*
|
|
|
BMI-SDS |
143 |
2,00 |
0,59 |
|
1,77 |
0,64 |
|
<0,001 |
|
152 |
2,00 |
0,59 |
|
1,84 |
0,60 |
|
<0,001 |
|
|
CH(mg/dl) |
139 |
183,9 |
35,4 |
|
179,0 |
31,4 |
|
0,01 |
|
144 |
177,5 |
35,3 |
|
179,7 |
30,6 |
|
0,187 |
|
|
LDL(mg/dl) |
134 |
111,7 |
31,3 |
|
104,4 |
25,8 |
|
<0,001 |
|
141 |
107,3 |
29,9 |
|
104,8 |
26,2 |
|
0,076 |
|
|
HDL(mg/dl) |
135 |
48,1 |
11,0 |
|
49,5 |
13,5 |
|
0,181 |
|
141 |
45,7 |
10,9 |
|
47,3 |
10,8 |
|
0,027 |
|
|
WATT/KG |
139 |
2,0 |
0,4 |
|
2,3 |
0,5 |
|
<0,001 |
|
149 |
1,9 |
0,4 |
|
2,0 |
0,4 |
|
<0,001 |
|
|
MW = Mittelwert;
SD = Standardabweichung; CH = Cholesterin; LDL = Low Density Lipoprotein;
HDL = High Density Lipoprotein; WATT/KG = Watt pro kg Körpergewicht |
|
* Unterschiede
zwischen den Untersuchungen; T-Test für abhängige Stichproben
** Untersuchung nach der intensiven Phase |
|
Tab.4:
Untersuchungsparameter zur Eingangsuntersuchung, nach der intensiven Phase
(8,7± 1,5 Monate) und bei der Follow up-Untersuchung (3,1±
0,7 Jahre) |
|
Jungen |
|
Mädchen |
|
|
|
Eingangs-
untersuchung |
|
KU1 |
|
FO2 |
|
|
|
|
|
Eingangs-
untersuchung |
|
KU1 |
|
FO2 |
|
|
|
|
N |
MW
|
SD
|
|
MW
|
SD
|
|
MW
|
SD
|
|
p
* |
|
N |
MW
|
SD
|
|
MW
|
SD
|
|
MW
|
SD
|
|
p*
|
|
BMI-SDS |
69
|
1.91
|
0.58
|
|
1.56
|
0.67
|
|
1.64
|
0.69
|
|
<0.001
|
|
|
47
|
1.69
|
0.67
|
|
1.48
|
0.60
|
|
1.59
|
0.66
|
|
0.003
|
a
|
|
CH_S
(mg/dl) |
67
|
188.4
|
36.2
|
|
182.4
|
31.6
|
|
176.2
|
33.0
|
|
0.005
|
c
|
|
46
|
175.8
|
35.0
|
|
180.1
|
29.1
|
|
174.1
|
34.3
|
|
0.154
|
-
|
|
LDL_S
(mg/dl) |
63
|
120.0
|
31.4
|
|
109.8
|
28.4
|
|
100.3
|
29.7
|
|
<0.001
|
abc
|
|
44
|
108.1
|
31.3
|
|
105.3
|
26.6
|
|
95.1
|
29.1
|
|
0.001
|
bc
|
|
HDL_S
(mg/dl) |
64
|
46.6
|
9.1
|
|
48.3
|
11.7
|
|
45.1
|
12.2
|
|
0.155
|
-
|
|
45
|
44.7
|
10.7
|
|
48.0
|
10.7
|
|
50.5
|
10.9
|
|
<0.001
|
ac
|
|
WATTKG |
67
|
2.1
|
0.4
|
|
2.4
|
0.5
|
|
2.5
|
0.7
|
|
<0.001
|
abc
|
|
46
|
2.0
|
0.4
|
|
2.2
|
0.4
|
|
2.2
|
0.4
|
|
<0.001
|
ac
|
|
1
Kontrolluntersuchung (nach 8,7± 1,5 Monaten) / Differenz
beim Untersuchungsabstand EU-KU zu Tab. 3 durch unterschiedliche Probandenzahl
bedingt
2 Follow-up Untersuchung (nach
3,1± 0,7 Jahren) |
|
* Unterschiede
zwischen den Untersuchungen; Varianzanalyse für Wiederholungsuntersuchungen
mit nachfolgendem Bonferroni Test (p<0,005): signifikante Differenzen
zwischen den Untersuchungen a=EU-KU; b=KU-FO; c=EU-FO |
|
|